Normalerweise coacht Horst
Gronke Teams in Organisationen und Wirtschaftsunternehmen. Für das Stück COSMOS-1
von Citsaug hat sich der Kommunikations- und Argumentationstrainer mit drei
Berliner Performern zum Sokratischen Gespräch zusammengesetzt. Zeitgleich hat sein
spanischer Kollege Vander Lemes mit drei Performern aus Barcelona gearbeitet.
Beide Gruppen aus Nord und Süd kommen nun zusammen, um auf der Bühne zu
verhandeln, wann der Punkt gekommen ist, zu sagen: Jetzt reicht’s!
100WORT: Braucht
Europa mehr Empathie?
Horst Gronke: Wir müssen dringend von dieser Form der
Debatte wegkommen, bei der immer nur Pro- und Kontraargumente diskutiert werden
und kein Raum für direkte Begegnungen gelassen wird. Im Gespräch gemeinsam
etwas zu untersuchen, Nähe und Distanz auszuloten, trägt mehr zur Verständigung
bei, als vorgefertigte Meinungen gegeneinander abzustellen.
Und das Sokratische
Gespräch wäre eine geeignete Form dafür?
Das Sokratische Gespräch ist in gewissem Sinne
nachhaltiger. Es geht um eine philosophieorientierte Vertiefung, die eine Bewusstseinsänderung
zur Folge hat und aus der neue Handlungsmuster gewonnen werden können.
Gibt die
Gesprächsführung auch die Dramaturgie des Stückes vor?
Genau. Es funktioniert nach dem sogenannten
Sanduhrmodell. Oben, wo das Glas ganz gerade verläuft, formuliert die Gruppe
ihre Fragestellung. Bei der Engstelle konzentrieren sich alle auf konkrete
Erfahrungsbeispiele aus dem Teilnehmerkreis und arbeiten in der Zuspitzung das
Wesentliche des Beispiels heraus. In der unteren Hälfte der Sanduhr wird es
wieder allgemeiner, philosophischer. Dann geht es darum, welche allgemeinen
Maßstäbe oder Werte das konkrete Handeln leiten.
War es sehr
anders für Sie, mit Theatermachern zu arbeiten?
Insbesondere für die
Performer war es neu, in dieser Struktur zu proben. Idee war es, im Probenprozess nicht wie üblich aus einer Vielzahl von spontanen Ideen ein Stück zu kreieren, sondern an eine grundlegende philosophische Reflexion anzuknüpfen. Das Sokratische Gespräch ist eine anerkannte Methode, über die es mittlerweile auch
viel Literatur gibt. Fürs Theater ist es meines Wissens nach zum ersten Mal
Grundlage gewesen.
//fs
Citsaug
COSMOS-1
Freitag, 22 Uhr
Ballhaus Ost Saal
COSMOS-1
Freitag, 22 Uhr
Ballhaus Ost Saal
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