Freitag, 21. Februar 2014

Ein bisschen mehr Empathie, bitte!


Normalerweise coacht Horst Gronke Teams in Organisationen und Wirtschaftsunternehmen. Für das Stück COSMOS-1 von Citsaug hat sich der Kommunikations- und Argumentationstrainer mit drei Berliner Performern zum Sokratischen Gespräch zusammengesetzt. Zeitgleich hat sein spanischer Kollege Vander Lemes mit drei Performern aus Barcelona gearbeitet. Beide Gruppen aus Nord und Süd kommen nun zusammen, um auf der Bühne zu verhandeln, wann der Punkt gekommen ist, zu sagen: Jetzt reicht’s!

100WORT: Braucht Europa mehr Empathie?

Horst Gronke: Wir müssen dringend von dieser Form der Debatte wegkommen, bei der immer nur Pro- und Kontraargumente diskutiert werden und kein Raum für direkte Begegnungen gelassen wird. Im Gespräch gemeinsam etwas zu untersuchen, Nähe und Distanz auszuloten, trägt mehr zur Verständigung bei, als vorgefertigte Meinungen gegeneinander abzustellen.

Und das Sokratische Gespräch wäre eine geeignete Form dafür?

Das Sokratische Gespräch ist in gewissem Sinne nachhaltiger. Es geht um eine philosophieorientierte Vertiefung, die eine Bewusstseinsänderung zur Folge hat und aus der neue Handlungsmuster gewonnen werden können.

Gibt die Gesprächsführung auch die Dramaturgie des Stückes vor?

Genau. Es funktioniert nach dem sogenannten Sanduhrmodell. Oben, wo das Glas ganz gerade verläuft, formuliert die Gruppe ihre Fragestellung. Bei der Engstelle konzentrieren sich alle auf konkrete Erfahrungsbeispiele aus dem Teilnehmerkreis und arbeiten in der Zuspitzung das Wesentliche des Beispiels heraus. In der unteren Hälfte der Sanduhr wird es wieder allgemeiner, philosophischer. Dann geht es darum, welche allgemeinen Maßstäbe oder Werte das konkrete Handeln leiten.

War es sehr anders für Sie, mit Theatermachern zu arbeiten?

Insbesondere für die Performer war es neu, in dieser Struktur zu proben. Idee war es, im Probenprozess nicht wie üblich aus einer Vielzahl von spontanen Ideen ein Stück zu kreieren, sondern an eine grundlegende philosophische Reflexion anzuknüpfen. Das Sokratische Gespräch ist eine anerkannte Methode, über die es mittlerweile auch viel Literatur gibt. Fürs Theater ist es meines Wissens nach zum ersten Mal Grundlage gewesen.

//fs

Citsaug
COSMOS-1
Freitag, 22 Uhr
Ballhaus Ost Saal

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