Und
dann sitzt du da im HAU1 mit deinem Schreibblock und siehst zu, wie dort jemand
mit einer überdimensionalen Schere aus Pappe rumhantiert und dir damit
irgendwas sagen will, natürlich ohne ein Wort zu verlieren, und du notierst dir:
Richtig große Schere. Und würde dich
irgendjemand fragen, was das zu bedeuten habe, dann würdest du wahrscheinlich stammeln:
Na so Nabelschnur. Abnabelung irgendwie …
so Mutterkomplex, siehe Freud …
Und
im Anschluss dann das Sitzen im Redaktionsbüro. Im Kopf das soeben Gesehene und vor den Augen das unerträgliche Weiß eines leeren Word-Dokuments. Links
oben in der Ecke dieser kleine schwarze Strich, der den Schreibansatz anzeigt.
Und blinkt. Im Halbsekundentakt. Und du wünschst dir, der Typ mit der Schere
hätte irgendwann mal den Mund aufgemacht und so etwas gesagt wie: Liebes Publikum, diese Schere steht für die
zunehmende Abkapselung des Individuums in einer zunehmend digitalisierten
Gesellschaft. Hat er aber nicht. Nicht ein Wort. Und der schwarze Strich kommt
und geht, kommt und geht. Und in der unverrückbaren Zwölf jeder Uhr lauert die
Textdeadline und frisst Zeit.
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