Sonntag, 23. Februar 2014

Wimmelbild mit Wirbeltieren

Daniel Hinojo | The Mammals - Die Säugetiere

Am Anfang war das Reptil. Aus dem Reptil entwickelten sich Vögel. Andere wurden zu Säugetieren. In der christlichen Ikonographie begegnen sich Säugetiere und Reptilien. Adam weiß nichts von seinem Körper. Eva und die Schlange wissen genau. Eine Nonne, Kunstmäzenin und gewillt ihre Hüllen niemals fallen zulassen, präsentiert „in this great hall oft the avant-garde“ ihren neusten Fund: Das Gemälde „The Mammals“. Auf der Bühne entfaltet sich ein Wimmelbild, bei dem den Betrachtern die Augen übergehen mögen vor Schönheit und Skurrilität. Eine Mutter beobachtet ihr spielendes Baby. Eine Frau räkelt sich lasziv. Eine andere übt Joga. Ein Mann verfängt sich in seinem Klappstuhl. Ein Osteopath behandelt einen Körper. Ein Junge und sein Vater bauen eine Riesenangel. Bis das Bild erlischt. Als letzter verlässt ein Hund die Bühne, treuester Freund des höchstentwickelten Säugetiers. 

//fs

Samstag, 22. Februar 2014

Hey, I am Thorbi



Karl Thorbergsson | I am here for the right reason

Vor gut zwei Wochen wurde im Kopenhagener Zoo die Giraffe Marius getötet und den Löwen zum Fraß vorgeworfen – ein natürlicher Vorgang. Das ist die Realität, sagt der Performer Karl Thorbergsson. Ein Jahr zuvor hatte er die Babygiraffe noch mit seiner Familie besucht, die auch im Publikum sitzt. Der Isländer ist höflich, hat sich jedem Zuschauer persönlich vorgestellt und auf die kleinen und großen Details der Bühne aufmerksam gemacht. Nehmt euch Zeit, lasst das Reale und Wahre zu, sagt er, und steht da, für vielleicht fünf bis zehn Minuten. Eine Halbstunde Ehrlichkeit in einem geschützten Raum. Nett war sie, vielen Dank. 

//ls 

Freitag, 21. Februar 2014

Husten und Lachen und Gefühle


Theatergruppe NUU | Baby, ich liebe dich. Für immer. Provisorisch.


Die Matratzen sind wirklich sehr staubig. Jedes Mal, wenn sich Soraya oder Saladin darauf schmeißen,  presst sie oder er einen Schwall anorganischer und organischer Partikelchen heraus, der sich dann im gelben, manchmal violetten Scheinwerferlicht verteilt. Die Allergiker müssen husten, aber die anderen lachen. Und wenn die beiden sich nicht gerade herumwälzen oder die Megafonsirene anstellen, macht es sogar den Allergikern Spaß, der Jugendliebe beim Streiten und Versöhnen zuzuschauen. Beim „Ich hab kein Bock mehr“ und „Ich kann nicht ohne dich“. Vertrautheit und Fremdsein wechseln einander ab wie Bettbezüge, nur schneller. Am Ende allerdings gibt es sogar so etwas wie ein Happy End, provisorisch.

//sim