Sonntag, 23. Februar 2014

Die tägliche Mutter. Teil 3: Stiefkinder

 
Liebe Mutter,

ich stehe kurz vor der Machtübernahme. Das wird Wände beschreiben. Neben mir steht schon einer mit einem roten Stirnband. Es signalisiert Alarm. Wir hecken aus, wie wir aus Grauzonen Geschäftsmodelle erstellen. Es hat mit der Zentrifugalkraft und gesellschaftstauglicher Umstandsmode zu tun. Jedenfalls bin ich dann gegen Nachmittag diesem Syndikat beigetreten. Alles hier entwickelt sich zu einem großen Zusammenhang. Ich finde neue, maximal brisante Fragen, zum Beispiel: Warum sind vor 50 Jahren Leute mit Raketen auf den Mond geflogen, die dümmer waren als ein Taschenrechner? 
Meinen Berechnungen nach, schreibe ich dir auch morgen.

Halt die Fahnen hoch,
//tot

Samstag, 22. Februar 2014

Die tägliche Mutter. Teil 2: Königskinder



Liebe Mutter,

heute Morgen kam das große Erwachen. Rentner heißt rückwärts auch Rentner! Das ist mir im Zug aufgefallen, nachdem mir einer auf den Fuß getreten ist. „Rührend ist kein Argument“, hat er gesagt. Das habe ich nicht verstanden. Der Rest des Tages lief eigentlich ganz reibungslos. Auf dem Festival wo ich bin, sind ganz viele Leute. Aber die meisten sind immer, wenn sie rauchen. Viele hatten Kronen auf dem Kopf, aber keiner hatte Gold an den Zähnen. Künstler und Königskinder sehen beide wirklich komisch aus. Aber beide nicht dasselbe komisch. 
Ich bin weiterhin damit einverstanden, dir jeden Tag zu schreiben.

Mit Falten auf der Stirn,
//tot

Freitag, 21. Februar 2014

Die tägliche Mutter. Teil 1: Das Treppenkind




Liebe Mutter,

ich bin jetzt also hier auf diesem 100° Festival in Berlin. Und wurde versetzt, schon am ersten Tag. Ich wollte mir einen schönen kleinen Film ansehen – und jetzt sitze ich auf der Treppe, weil der nicht läuft.  „Der Film ist weg“, haben die gesagt. „Wie geht denn das?“, habe ich gefragt. Das konnte mir keiner beantworten. Lange Gesichter hatten wir alle.
Auf dem Weg hier hin, bin ich aus der U-Bahn ausgestiegen. Da stand einer, der war schon müde und hat in hohem Bogen gekotzt. Durch diesen Arc de Triomphe ist ein Hund durchgelaufen. Ich musste ein bisschen lachen, aber schön war das nicht.
Gleich sehe ich mir vielleicht einen Film an, in dem getanzt wird. Es geht wohl um „unten rum“. Danach sitze ich bestimmt wieder auf der Treppe.
Wie versprochen werde ich dir jeden Tag schreiben.

Aus der Ferne winkt,
//tot